[Metalab] Die Elektronische Gesundheitsakte – ELGA!
Philip Poten
philip.poten at gmail.com
Mon Jan 6 13:00:53 CET 2014
> > Wenn man mit Bürgerkarte bzw. schriftlich beantragen könnte dass man
> > für sich die ELGA haben will (also ein Opt-In) würde ich mich viel
> > wohler fühlen.
> Darueber laesst sich streiten - man koennte hier das Argument
> machen dass jemand der das Opt-out Zettelwerk [1] nicht managen kann,
> auch schlecht darin sein wird, Aerzten um seine Befunde hinterherzulaufen.
> Ich find das halt recht nahe am "wer zu bloed ist ..." Argument, deswegen
> fuehr ich lieber die Kosten unserer (recht grossen) Arztwahlfreiheit, der
> Mehrfachuntersuchungen, die Qualitaet der Diagnostik etc an. Aber es ist
> eine rationale Ueberlegung das opt-out zu machen, besonders in einem
> oeffentlichen System.
Mir ist gerade ein richtiges Argument eingefallen warum Opt-Out besser als
Opt-In ist: Das individuelle Risiko, vom Arzt schlecht behandelt zu werden ist
hoeher als das individuelle Risiko dass die eigenen Daten abhanden kommen
und (!) missbraucht werden. Ebenso ist fuer den Durchschnittsbuerger der
(diagnostische) Wert der angesammelten eigenen Daten groesser als fuer
andere der des Missbrauchs derselben.
Diejenigen fuer die Risk/Benefit ambivalenter ist, wissen das ja (Sportler,
Politiker usw), sind aber auch der Spezialfall -> deshalb opt-out.
Letzte Meldung zum Thema, versprochen!
Am 6. Januar 2014 12:08 schrieb Philip Poten <philip.poten at gmail.com>:
> Am 6. Januar 2014 11:34 schrieb nomike <metalab at nomike.com>:
>> Naja, wenn ein Partient beim Arzt nicht die Wahrheit über die
>> Medikamente/Drogen/etc. sagt die er nimmt, dann ist er selbst schuld.
>
> Das House'sche "everybody lies" bezieht sich nicht nur auf absichtliches
> Luegen - der Patient ist in der selben Position wie ein Computerverkaeufer:
> Er /weiss nicht/ dass er luegt. Das hat der Arzt zu wissen, dafuer wird er
> bezahlt.
>
> Und in der Theorie ist das ja auch so beabsichtigt, da hat man den Hausarzt,
> der ueberweist einen weiter, bekommt dann die Befunde, klaert einen auf,
> managed Medikamentkombinationen etc pp.
>
> In der Praxis haben wir Hausaerzte die ueberlastet sind und wenn ein
> Befund nicht automatisch daherkommt, denkt da niemand dran nachz
> ufragen; Befunde werden absichtlich nicht weitergegeben, damit der
> Patient zurueckkommen muss; Die Hausarztpflicht ist, obwohl ohne sie das
> Gesundheitssystem sich verteuert, politisch (zum Glueck) nicht umsetzbar,
> der Patient kann jedes Quartal zu einem neuen Facharzt gehen.
>
> D.h. wir haben jetzt eigentlich ein recht teures System (weil keine
> Hausarztpflicht) aber bekommen dadurch nicht die normalerweise
> einhergehende bessere Leistung und hoehere Qualitaet, weil die so
> generierten Befunde versanden und oft nicht zurueck zum Hausarzt
> finden bzw Hausarzt gewechselt wird etc.
>
> Das ist dumm, und ich bin froh dass wir ein verhaeltnismaessig kleines Land
> sind und eine ELGA umgesetzt werden kann.
>
>> Wenn man mit Bürgerkarte bzw. schriftlich beantragen könnte dass man
>> für sich die ELGA haben will (also ein Opt-In) würde ich mich viel
>> wohler fühlen.
>
> Darueber laesst sich streiten - man koennte hier das Argument
> machen dass jemand der das Opt-out Zettelwerk [1] nicht managen kann,
> auch schlecht darin sein wird, Aerzten um seine Befunde hinterherzulaufen.
> Ich find das halt recht nahe am "wer zu bloed ist ..." Argument, deswegen
> fuehr ich lieber die Kosten unserer (recht grossen) Arztwahlfreiheit, der
> Mehrfachuntersuchungen, die Qualitaet der Diagnostik etc an. Aber es ist
> eine rationale Ueberlegung das opt-out zu machen, besonders in einem
> oeffentlichen System.
>
> Aber ja, am besten waer vermutlich dass jeder Teilnehmer ein klaerendes
> Gespraech bekommt und sich dann entscheiden muss ob er mitmacht
> oder nicht. Nur wenn mehr als die Haelfte der Oesterreicher nichtmal
> regelmaessig waehlen geht ...
>
>> Ich will jetzt keine Wetten abschließen, aber ich rechne nicht damit
>> dass es lange dauert bis das System zum ersten mal Gehackt wird.
>
> Das Problembewusstsein ist bei den Machern dieses Systems
> gluecklicherweise vorhanden, und meines Wissens wird PKC unter
> Patientenkontrolle eingesetzt.
>
> Aber Nachschauen ist besser, und deshalb find ich sollten wir die Diskussion
> eher in Richtung "aber wenn schon Open Source" lenken statt den
> Aerztekammer Bullshit nachzukauen.
>
> Und mal zum nachdenken: der naechste grosse Schritt fuer die persoenliche
> Lebenserwartung ist individualisierte Medizin. Und entweder man sammelt
> das selber alles (ich persoenlich hab nichtmal mehr meinen Staatsbuerger-
> schaftsnachweis ...), oder man hat diesen Vorteil eben nicht.
>
> Ich weiss wie viel, viel, VIEL besser ich meine Netzwerke und Server mit munin,
> Icinga, Zabbix etc managen kann. Dass die Aerztekammer *gegen* bessere
> Patientendaten ist ... ich will da garnicht drueber nachdenken was das
> aussagt ueber diese Leute und ihren Berufsstand.
>
> lg,
> Philip
>
> [1] http://www.elga.gv.at/index.php?id=55
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