[Metalab] Europawahl 2009: Heute waehlen gehen

marius schebella marius.schebella at gmail.com
Mon Jun 8 01:17:41 CEST 2009


sorry im vorhinen für flaming, wird mein letztes mail zu dem thema.

Astrid Gruber wrote:
> Hallo
> 
> Marius Schebella schrieb:
>> ... eine internetliste machen. direkte 
>> mitbestimmung in allen punkten. als gewählter abgeordneter würde ich 
>> mich verpflichten nur mehr nach/gemäß möglichst breitem internetvoting 
>> abzustimmen. ...
> 
> Na super. Minderheitenrechte: geht's scheiss'n.

wieso soll es in einer direkten demokratie keine minderheitenrechte 
geben? haben wir unsere minderheitenrechte nicht gerade wegen der 
demokratie? leute sind nicht blöd, und sie wählen auch nicht falsch. 
politikern hingegen geht es um macht, ihr persönliches ego und sie 
lassen sich von interessensvertretungen kaufen.

> Die Mehrheit hat anders entschieden, "common sense", undisturbed by 
> knowledge, rules.
> Aus Cern tret ma aus, 

aus cern sind wir nur deshalb nicht ausgetreten, weil sich sehr viele 
leute gegen die willkürentscheidung eines einzelnen politikers gewehrt 
haben.

> Asylverfahren gibt es keine mehr (da ist die 
> Mehrheit nicht dran interessiert) und Fussball wird Buergerpflicht.

wenn du menschen keine möglichkeit gibst, über sich selbst zu 
entscheiden, werden sie jedem nachlaufen, der ihren frust kanalisiert. 
genau die entmündigung führt zum verlust von selbstwertgefühl, was ja 
der beste nährboden für fremdenhass ist.

> Dazu haben wir gewaehlte Vertreterinnen und Vertreter: weil Du allein 
> nicht alles wissen kannst, und die Mehrheit schon gar nicht ueber 
> Expertise verfuegt.

und du sagst du wirklich, leute sind dumm, es ist besser wenn nur eine 
elite, die sich auch auskennt, entscheidet? hallo, wofür gabs die 
aufklärung? natürlich braucht es leute, die sich auskennen und 
meinungsbildend sind. aber entscheidungen sollten von allen getroffen 
werden.

mir geht es darum, mechanismen auszuschaltet, in denen sich einige 
wenige auf kosten vieler bereichern können. es ist halt viel einfacher 
ein paar politiker einzuwickeln, also mio österreicher (glaube ich 
zumindest). davon abgesehen geht es mir (ich glaube ähnlich wie dir?) 
darum, leuten bewusster zu machen, dass sie entscheidungen selbst 
treffen können/müssen und niemanden anderen vorschieben und 
verantwortlich machen können/müssen.

> In .at haben wir uebrigens, anders als zb in .de, ein 
> Begutachtungsverfahren fuer normal eingebrachte Gesetzesantraege, was 
> bedeutet, bei einem eingebrachten Gesetz werden in der Entstehungsphase 
> moegliche Betroffene um Stellungsnahme gebeten (diese Stellungnahmen 
> kann man dann auch auf dem parlinkom-Server nachlesen). Und dieses 
> Begutachtungsverfahren hat sehr grossen Einfluss. Wenn man was aendern 
> will: so kann man was aendern. Weil das Drama meistens is: es ist eh 
> allen egal, und nicht: die Weltverschwoerungspolitiker haben sich gegen 
> alles und alle verschworen. (Das ist eine Weltsicht wie: das Wetter ist 
> gegen mich.)
> 
> Es gibt in der Entwicklung von kleinen Kindern verschiedene 
> Entwicklungsstufen wenn man sie fragt, wo (zb) die Regeln zum 
> Mensch-aergere-dich-nicht herkommen:
> Stufe 1: Die kommen vom lieben Gott, der Sonne, ... (einer 
> undefinierbaren externen Macht)
> Stufe 2: Die waren schon immer da. Die Leute frueher haben das auch 
> immer schon so gemacht. (vulgo: es aendert sich eh nix, was auch immer 
> ich tue, oder auch: das hamma schon immer so g'macht)
> Stufe 3: Die Mama hat die bestimmt (oder der Vater, oder der 
> Buergermeister) (und er/sie kann die voellig willkuerlich auch wieder 
> andern) (auf dieser Stufe gibt es zumindest ein Bewusstsein dafuer dass 
> die Regeln nicht von selbst entstanden sind sondern von Menschen gemacht 
> werden)
> Stufe 4: Wir legen die gemeinsam ueber Uebereinkunft und _Verhandeln_ 
> fest (auf dieser Stufe werden Regeln auch angepasst)
> Erst auf dieser Stufe erfaehrt sich ein Kind nicht mehr ohnmaechtig, 
> weil es gecheckt hat dass Spielregeln verhandelbar sind.
> In der Entwicklung von Staaten spiegeln sich diese Reifestufen.
> 
> Direkte Mehrheitsabstimmungen zu komplexen Thematiken sind katastrophal 
> weil sie den Diskussionsprozess, das Verhandeln, das Ringen um eine 
> Loesung, umgehen und statt dessen die augenblickliche Stimmung 
> widerspiegeln. Weil sie Minderheiten ueberstimmen. Weil ... (continue on 
> your own)

ehrlich gesagt, weiß ich nicht, auf was du dabei anpielst, mir fallen 
keine beispiele ein in denen demokratische entscheidungen zu einer 
katastrophe geführt haben?
marius.




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