[Metalab] kultur vs kunst
Flo Ledermann
ledermann at ims.tuwien.ac.at
Mon Dec 5 11:49:46 CET 2005
hallo,
ich klink mich hier jetzt mal ein, hab bisher nur mitgelesen...
ich kann zu dem thema nur sagen, dass ich persoenlich bisher schlechte
erfahrungen mit dem annehmen von foerderungen gemacht habe - der
kreislauf der begehrlichkeiten, in dem man da sehr schnell hineinkommt,
ist von seiner sogkraft nicht zu unterschaetzen. interessant war bei
meinen erfahrungen, dass, sobald man einmal in dem foerderungswerkel
drinnen ist, man einem druck ausgesetzt ist, immer mehr zu nehmen und
sich vor allem immer mehr zu institutionalisieren - sich ein ding zahlen
zu lassen, und sich dann wieder zu vertschuessen, spielts in den
seltensten faellen. abrechnungen und aktivitaetsberichte wollen
praesentiert werden, verantwortung uebernommen, versicherungen
abgeschlossen etc. etc. ich sage jetzt nicht, dass das zwangslaeufig der
fall ist, aber es ist nicht zu unterschaetzen und man ist umso
anfaelliger dafuer, je "offener" und "undefinierter" man ist (siehe auch
netznetz). wenn, dann sollte man diesen moeglichkeiten als gefestigte,
selbstbewusste struktur gegenuebertreten, die genau weiss, was sie will
und was nicht, und auch schon eine geschichte und dokumentation
vorweisen kann, die diese ansprueche entsprechend untermauert. in der
anfangsphase eines projekts ist das sicher nie der fall, egal wie
kompetent und selbstbewusst die einzelnen mitspielerinnen sind.
was den drucker betrifft: ja, ist sicher ein traum von vielen, ueber so
eine ressource verfuegen zu koennen. aber ueberlegt euch einmal, was der
besitz eines solchen dings fuer das aufkeimende projekt bedeutet. auch
an den raum werden ploetzlich ganz andere anforderungen gestellt:
sauberkeit (ich nehm mal an dass so ein teil tendenziell staubanfaellig
ist; ich betreibe selber ein atelier in einem souterrain-lager und
weiss, was da an dreck von den waenden faellt, und was das fuer
technische gereaete bedeutet), diebstahlsicherheit, versicherung? etc. etc.
waere es nicht klueger, diesen "traum" erstmal traum sein zu lassen, und
sich nach moeglichkeiten umzusehen, sich diesem traum schrittweise
anzunaehern? ich weiss z.b., dass auf der tu zumindest zwei aehnliche
gereaete rumstehen, die stundenweise von studenten benutzt werden
koennen ( http://www.gbl.tuwien.ac.at/_docs/institut/3dplotter/ ,
http://info.wkmp.tuwien.ac.at/wkmp/index.php?id=29&equip_id=6 ).
ausserdem gibt es hier die (vielleicht gar nicht so unkonkrete) vision,
einen pool aus solchen geraeten anzuschaffen, mit unterschiedlichen
eigenschaften etc. zur benutzung durch die institute. wenn man versucht,
diese kanaele zu oeffnen, spart man sich das gruebeln und diskutieren
ueber kohle, mit dem angenehmen seiteneffekt dass man mehr kommuniziert,
mit interessanten leuten die auf dem bereich evtl. schon erfahrungen
haben etc. etc. - womit wir dann wieder bei "netzkultur" sind, so wie
ich den begriff lesen wuerde ;)
also, diese warnung von meiner seite, resultierend aus konkreten
erfahrungen... kann ich bei interesse auch mal im persoenlichen
gespraech ausfuehren...
uebrigens bin ich sehr dafuer (hallo FX) *politisch* sehr wohl fuer eine
adaequate honorierung (sozial, finanziell) von netzkultur im FX'schen
sinne einzutreten. aber straight und so wie man ist, und nicht ueber das
vorgaukeln foerderungswuerdiger aktivitaeten betreffend des jeweiligen
topes ("wohlformulierte theroretische Dokumente").
my EUR 0,02
f/0
p.s. abgesehen kann ich mir nicht vorstellen, das wir aus dem von dir
angesprochenen topf die kohle lukrieren koennen - da muessten wir uns
schon sehr verbiegen *und* das wer-kennt-wen spielchen spielen. wollen
wir das?
Andreas.Trawoeger at wgkk.at wrote:
> metalab-bounces at lists.metalab.at schrieb am 05.12.2005 09:59:42:
>
>>3. jede form der förderung schafft eine art von abhängigkeit so heroisch
>>auch die ansätze sein mögen und im endeffekt muss man dann immer
>>überlegen was man machen und sagen darf um diese gelder nicht zu
>
> verlieren.
>
>>4. ich finde sowieso die ganze subventions und förderungspolitik
>>verachtenswürdig.
>>
>>und überhaupt denk ich ist kaum jemand wegen finanziellen anreizen in
>>der oss/hacker 'szene' unterwegs.
>
>
> Das Problem hat einen simplen Namen: ZPrinter 310 Plus (
> http://kybkreis.org/wiki/3D_Drucker)
>
> Ich halte es für richtig und Notwendig, dass wir den laufenden Betrieb
> (Mietkosten, etc.) rein privat aufbringen, damit unser langfristiges
> Überleben gesichert ist und wir in keinerlei Abhängigkeitverhältnisse
> kommen.
>
> Nur einer der Hauptideen von MetaLab ist es dort nicht nur Freie Software
> sondern auch Freie Hardware zu produzieren. Ein Computer zum Programmieren
> ist billig und lässt sich leicht auftreiben. Aber der oben erwähnte 3D
> Drucker um 20.000 Euro zum produzieren Freier Hardware ist es nicht und
> wird auf absehbare unsere finanziellen Ressourcen bei weiten überschreiten.
>
> Die einzige Möglichkeit diese zu finanzieren lautet Förderungen inkl. all
> der damit verbundenen Unfreiheiten und dem Zwang wohlformulierte
> theroretische Dokumente, die definieren in was für einen gesellschaftlichen
> und kulturellen Kontext wir uns bewegen und bürokratische Antragsformulare
> zu schreiben.
>
> Der Stichtag für all diese Entscheidungen lautet 10.1.2006, ansonsten haben
> wir kaum eine Chance den oben erwähnten ZPrinter 310 Plus vor dem 1.7.2007
> auftreiben zu können. Siehe:
> http://www.oenb.at/de/ueber_die_oenb/foerderung/jubilaeumsfonds/gutachter/antrag.jsp
>
> cu andreas
>
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