[Metalab] 1 lange mail - wiederschaun.
overflo
flo at tekstix.com
Sat Oct 25 17:14:17 CEST 2025
TL;DR:
Good luck metalab, do better.
I am out.
---
What happen?
Ich habe im Sommer den liteplacer abgeholt und nach Deutschland gebracht.
Das war mit jeder Menge Drama verbunden und ich hatte seither Zeit
darüber nachzudenken, zu reflektieren und gute Gespräche zu führen.
Der konkrete Anlass war ein Fehlverhalten meinerseits, nämlich dass ich
an einem ÖGS Tag unerlaubt das metalab betreten habe.
Klingt eigentlich ein bisschen dumm wenn man das so liest, ist aber
tatsächlich der Kern des Problems.
Am Sozialplenum habe ich verstanden dass es nicht darum ging dass ich
prinzipiell gestört hätte,
sondern darum dass die Usergroup keine Ausnahmen machen will, weil sie
Angst haben dass dadurch das Konzept Exklusivtag kaputt geht.
Ich kann dieser Argumentation folgen, finde aber das Konzept der
Exklusivnutzung, so wie es umgesetzt wird trotzdem extrem problematisch.
Der Anspruch: "Du bist hier nicht willkommen" leitet sich daraus ab und
das finde ich falsch, auch wenn es aus guten Gründen passiert. [0]
------
What happen next?
Ich habe von Juni bis Oktober meine Gedanken sortiert und eine Menge
Erfahrungen aufgeschrieben, geordnet und mir ein Bild meiner eigenen
Emotionen gemacht.
Das war heilsam und gut und ich hatte Gelegenheit meinen Zorn zu überwinden.
Tatsächlich, war diese Erfahrung rückwirkend betrachtet keine Schlechte
und hat mich als Mensch in meiner Entwicklung weitergebracht.
;
Vor ein paar Wochen war Anna Vasof [1] ins metalab, an einem ÖGS-Tag.
Sie ist seit knapp 15 Jahren im metalab aktiv, hat ihren Schlüssel schon
wirklich lange und kam an besagtem Tag ins metalab, um den Lasercutter
zu nutzen.
Dies war bereits das zweite mal dass Sie einen Exklusivtag der
ÖGS-Gruppe "gestört" hat und dann kam es auch noch zu Diskussionen am
Gang warum Sie nicht rein darf usw.
Das war den ÖGS Leuten zu viel und sie haben einen Platzverweis
ausgesprochen.
Als Anna dann nicht schnell genug ging, wurde sie von einem Teilnehmer
an der Schulter gepackt und rausgeschoben.
Am folgenden Sozialplenum waren sich Alle Anwesenden einig dass das
nicht geht und es wurde dieses Verhalten auch nicht verteidigt oder
gerechtfertigt.
Anders aber, als Anna am selben Tag ihres Rauswurfs eine Email verfasste
an intern@ und Ihre Erfahrungen teile.
15 Minuten später kam eine Antwortmail in der Dinge standen wie:
"Was du davon hältst, kannst du für dich behalten"
"Schubsen und körperlicher Angriff ist nicht passiert, dafür gibt es
Augenzeugen, das ist auch eine freche Schilderung."
"Thanks für den erneuten ableistischen Eingriff"
Und das wars dann für mich und meine abgeklärte Akzeptanz der Ereignisse.
Auf einmal war meine Wut wieder da und mein Zorn und mein Hass auf diese
selbstgerechte und gemeine Kommunikation.
Vermutlich wurden die Emails davor auch mit Hass und Wut verfasst, genau
darum gehts hier.
--
Ich traf Anna ein paar Tage später auf einen Kaffee und wir haben
darüber gesprochen wie es ihr geht,
wie sie die Situation wahrnimmt, was sie sich wünscht, usw.
Ich habe verstanden das Anna sich (zu Recht!!) mishandelt fühlt von
diesen Menschen und eine Entschuldigung angebracht wäre.
Ein Ziel wäre für Sie wenn Sie gehört und verstanden wird und sie Ihren
Schlüssel wieder erhält.
Dieser wurde Anna kurz nach dem Vesuch am ÖGS Tag gesperrt bis auf Weiteres.
Begründung:
Anna hat einen ÖGS-Tag wiederholt gestört und ein keymember hat die
Pflicht die Regeln des metalab zu befolgen und umzusetzen.
Diese Einschätzung wurde am Sozialplenum noch erweitert um die Maxime:
"Keymeber sein macht zur Botschafter*In des metalabs.
Diese sollten die Communitywerte teilen und nach aussen tragen
können, oder zumindest nicht nur an Exklusivtagen fernbleiben aus Angst
davor rausgeschmissen zu werden." (luto)
Das finde ich mehr als problematisch.
Der Plan
--------
Nachdem Treffen mit Anna, legte ich am kommenden Sozialplenum mit
Dolmetschung den ersten Tagesordnungspunkt fest.
***
Wiederholtes schweres Fehlverhalten einiger Menschen die sich mit der
ÖGS-Usergroup identifizieren. (overflo & Anna Vasof)
- Was ist passiert?
- Was halten wir davon?
- Wie gehen wir damit um?
- Welche Konsequenzen wünschen wir uns?
***
Ich hatte bereits ein so genanntes Sozialplenum besucht in dem Phantasus
nach MONATEN des Wartens ein permanentes Hausverbot ausgesprochen wurde.
Das war ein unwürdiges Schauspiel sondergleichen.
Ich war mir also bewusst dass diese "Sozialplena" den Charakter eines
Tribunals haben können.
Einige Tage vor dem Tribunal wurde der folgender Tagesordnungspunkt
eingebracht.
***
Verstöße gegen den CoC durch ein Member. (rainbowveggie)
Ich möchte Verstöße eines Members gegen die Regeln des Metalab aufzeigen
und über Konsequenzen sprechen.
***
Kurz darauf erhielt ich eine Chatanfrage von qchen, welcher die
Moderation leiten wollte.
Qchen erkundigte sich nach meiner Powerpoint-Präsentation, die ich nicht
mit ihm im vorraus teilen wollte.
Ich vertröstete ihn auf später da ich auch noch nicht damit fertig war
und erst mit Anna sprechen wollte.
Das hat ihm glaube ich nicht so gut gefallen und Anna bat mich ob es OK
ist ihr Statement vorzuziehen.
Natürlich war ich damit einverstanden da es an diesem Tag um SIE ging.
Im Zuge des Chats liess Qchen mich Wissen dass es in dem neuen
Tagesordnungspunkt "Verstöße gegen den CoC durch ein Member" um mich geht.
Die Frage was es damit auf sich hätte, wurde nicht gestellt und auch
nicht von qchen erläutert.
Am Sozialplemnum wäre der richtige Rahmen um zu reden.
rainboveggie hat mich nicht im Vorfeld kontaktiert sondern direkt den
Punkt eingebracht da Sie (dann im persönlichen Gespräch) meinte,
es beträfe ja auch Alle und ging nicht nur Sie und mich.
Valid Point, well noted.
;
Folgende Szenarien hielt ich nun für möglich:
1.
Wir reden miteinander und finden eine Lösung die für Alle Beteiligten passt.
(Optimales Ergebniss aber meiner bisherigen Erfahrung mit diesen
Sozialtribunalen nach, EXTREM unwahrscheinlich.)
2.
Wir reden miteinander, aber die Differenzen sind unüberwindbar.
Anne verliert Ihren Schlüssel.
Da ein CoC Verstoss gegen mich eingebracht wurde, verliere
wahrscheinlich auch ich meinen Key, vielleicht auch meine membership.
(Nicht gut, aber auch nicht das Schlimmste was passieren könnte.)
3.
Wir reden NICHT miteinander, es wird die AMuer gemacht und meine
Präsentation verhindert.
Anna wird einfach fertig gemacht von einer Meute.
Schlüsselentzug, eventuell auch mein Rauswurf. Grosses Drama.
(Viel wahrscheinlicher, worst outcome)
Der Plan
--------
Mein Plan war für mich recht schnell klar.
Ich muss mit Resultat 3 (Rauswurf) kalkulieren, jedes andere Ergebnis
ist zumindest ein Teilerfolg.
In diesem potentiellen Suizidkommando, ist es von Vorteil Emotional
nicht mehr zu attached zu sein.
Hätte ich darum gekämpft meinen Schlüssel behalten zu dürfen, wäre diese
Strategie vermutlich gescheitert.
Ich entschied mich dazu eine Powerpointpräsentation zu erstellen und
eine Rede dafür zurechtzulegen.
Damit sollte der Fokus von Anna weg, mehr auf die Metaebene gehoben
werden um nicht zu viel über konkrete Vorkommnisse,
sondern die Rahmenbedingungen zu diskutieren.
Die Folien enthielten ursprünglich ca 10 wichtige Punkte, allerdings war
mir klar dass das VIEL zu viel ist um on-Topic zu bleiben.
Ich habe meine Statements auf 3-5 Punkte reduziert, zwei mal im Vorfeld
vorgetragen, Feedback eingearbeitet und (schlechte) Lösungsvorschläge
skizziert.
Das Wichtigste war, mir extrem unangenehme Ereignisse anzusprechen die
unabhängig vom konkreten Auslöser passiert sind.
Hohn, Spott, Zorn, Misstrauen und in letzter Konsequenz Gewalt und Trauma.
Das ist erfahrungsgemäss ein sehr schmaler Grat und die
"Täter-Opfer-Umkehr"-Keule sitzt am Sozialplenum eher locker.
Ich habe Anna die Präsi vorab geschickt und ich habe Annas ext auch vor
dem Sozialplenum erhalten udn gelesen.
Das Tribunal
============
_Intro_
Am Abend des 19.10.2025 traf ich im metalab ein und sah in viele
angespannter Gesichter.
Qchen eröffnete die Anmoderation,
Ich wies drauf hin, dass ich persönlich einen Moderator wichtig finde,
und dass das für mich aber bedeutet, dass der Moderator durchsetzt dass
all Leute gehört werden und ein
Dialog möglich ist.
Dazu sollte er jedenfalls möglichst neutral agieren.
Qchen wies mich im darauf hin dass es nicht "der Moderator" heisst und
hat mir kurz deren Pronomen erläutert.
(Ob _deren_ Pronomen nun stimmt weiss ich an dieser Stelle wirklich
nicht, Sorry falls nicht.)
Jedenfalls wurde ich dann darüber in Kenntnis gesetzt, dass "die
Moderation" als Anrede erwünscht ist.
Dem bin ich freilich gerne nachgekommen.
Dass dabei unter den Tisch fiel dass es mir darum geht dass die
Moderation neutral ist und die Redebeiträge gehört werden, wurde glaube
ich nicht weiter thematisiert.
_Part 1_
Lasst uns reden!
Wir eröffnen die Gesprächsrunde damit dass Anna ihr 2-Seitiges Statement
vorbringt.
Sie klagt über das Unrecht dass Ihr widerfahren ist und es stellt sich
die Frage im Feedback,
ob irgendjemand eigentlich die Gewalterfahrung von Anna in Frage stellt
oder gar gutheisst.
Niemand der Anwesenden fand die erfahrene Gewalt in Ordnung.
Allerdings wurde aus der ÖGS-Ecke eingebracht, dass die Situation von
Ihnen anders wahrgenommen wurde.
Anna wurde laut dieser Darstellung nach ca 20 Minuten Diskussion im Gang
darauf hingewiesen dass man ihr ein Platzverbot aussprach und Sie bitte
gehen soll.
Weil Sie scheinbar nicht schnell genug den Gang verliess, hat eine der
Anwesenden Personen (männlich ca 1.90m)
Anna an der Schulter berührt und rausgeschoben.
Die extrem traumatisierenden Eindrücke die Anna da geschildert hat,
wurden offensichtlich nicht zu 100% von den Zuhörenden so verstanden.
Anna erzählte von Ihrer Angst und der Scham und dem Geruch der Achsel
von dem Kerl der Sie da mit Gewalt rausschob.
Sie bedankte sich auch bei Karoline dafür, eingeschritten zu sein und
die Person darauf hingewiesen zu haben, dass Berühren nicht geht.
Die Einsicht dass Anna Schmerzen zugefügt wurden, auch wenn diese "nur"
psychischer Natur sind,
war jedenfalls meiner Einschätzung nach auf ÖGS Seite nicht ausreichend
vorhanden.
_Part 2_
Feedback Runde an Anna nach Ihrem Statement.
An dieser Stelle möchte ich daran erinnern das _spätestens_ genau jetzt
meine Slides kommen sollten.
Eigentlich wollte ich Anna den gewüschten Vortritt lassen, dann meine
Präsentation durchziehen udn DANN in die Feedbackrunde starten.
Das wurde allerdings unterbunden und wir begaben uns auf Wunsch der
Moderation direkt an Annas Statement in die Feedbackrunde.
Die ersten Wortmeldungen fand ich in Ordnung und produktiv bis eine
Member*in zu Wort kam die von ihren traumatischen Erfahrungen mit
der TERF-Community erzählte und sich durch Annas Wortwahl und
Selbstdarstellung getriggert fühlt.
Ich bezweifle nicht dass das alles genau so empfunden wurde, aber es
handelt sich um eine klare Themenverfehlung und Ablenkung von den
wesentlichen Punkten die Anna aufgezeigt hatte.
Annas traumatische Erfahrungen.
Von da an ging die Stimmung erwartungsgemäss bergab.
Anna war in einer Verteidigungsposition, Ihr gegenüber eine Meute
verletzter Menschen.
Ich habe da noch kurz zugehört und dann die Moderation dazu aufgerufen
dass an dieser Stelle zu unterbinden, da ich genau jetzt meine Folien
zeigen sollte.
Es kam zu viel Widerspruch, ich würde mich über die Moderation
hinwegsetzen war zu hören und in dem Moment war es gut dass da einige
Leute sassen die darauf pochten mir zu erlauben die Folien zu präsentieren.
Einen Teil der Leute habe ich Wochen davor gebeten sich Zeit zu nehmen
falls sie mich unterstützen wollen und ich habe sie wissen lassen, dass
es eventuell der letzte Besuch von mir im metalab sein könnte.
Danke an Alle die sich Zeit genommen haben, Ihr wart mir eine WICHTIGE
Stütze.
_Part 3_
Die Präsentation - Da Sakrileg
Die Rahmenbdingungen für das was ich zu sagen habe, hätten kaum
schlechter sein können, aber ich war mir bewusst dass es kein Zurück
gibt sobald die Stimmung komplett gegen Anna gekippt war.
Ich startete die Präsentation und war VIEL zu aufgeregt.
Was ich als ca 15 minütigen Dialog gestaltet hatte, wurde zu einer Predigt.
Meine Worte zu schnell, meine Emotionen viel zu heiss gelaufen.
Obwohl ich auf gefühlt jeder dritten Folie "EINATMEN, AUSMATEN" vermerkt
hatte, fiel es mir schwer die Beherrschung zu bewahren.
Das Feedback der Leute war nicht freundlich und mein Tonfall wurde immer
frustrierter.
Das war EXTREM unangenehm.
Sonsti übernahm das drücken der Leertaste um die nächste Folie
anzuzeigen, da die Anwesenden darauf bestanden,
dass ich nicht vorne stehe, sondern im Kreis sitze.
Dieses "Abdrehen der Kontrolle" war für mich erniedrigend und einer der
wesentlichen Schmerzpunkte des Abends.
Sonsti, blieb aber auch cool als die Stimmung gegen mich zu kippen
drohte und zeigte die nächste Folie wenn ich ihn darum bat.
Danke dafür, das war nicht selbstverständlich in dieser Situation.
Meine Folien sind nun online im 1:1 dessen was ich an diesem Tag gezeigt
habe. [2]
Einige dieser Worte würde ich so nicht noch einmal verwenden und viele
meiner Gedanken und Vorschläge wurden an diesem Abend gehört und
diskutiert und haben sich dadurch grundlegend verändert.
Ich habe die Folien noch einmal überarbeitet und die gelernten
Erkenntnisse einfliessen lassen. [3]
Denn VIELES von dem was ich sagen wollte, wurde auch gesagt und gehört
und verstanden und das ist wichtig.
__part 4__
Feedbackrunde an Anna und overflo
Der interessanteste Teil des Abends.
Zuerst wurden die Leute von der Moderation zu Wort gelassen die VOR
meiner Präsentation eigentlich auf Annas Statement antworten wollten.
Und wie durch ein Wunder gab es eine ganze Reihe an Feedback das auf
einmal EINFüHLSAMER war als die Meldungen VOR meiner Präsentation.
Leute bekundeten mehrmals dass Sie die Gewalterfahrung die Anna gemacht
hat NICHT in Frage stellen und das auch fuchtbar finden.
Plötzlich ging es darum was Anna fühlt.
Es ging auch darum was die Anwesenden fühlten und meine Folien hatten
offenbar etwas im Diskurs verschoben.
Wie ich finde zum Besseren.
Nach einigen Antworten/Fragen und noch mehr Antworten ging es dann darum
was Leute mir an Feedback geben wollen.
Das war durchaus gemischt, aber respektvoll und wertschätzend.
Das hat mich ehrlich überrascht.
eesti schrieb einige kluge Fragen in sein Buch und zwei davon waren:
- Wo sind wir jetzt?
- Wie gehts von hier weiter?
Eine der KERNfragen meiner Präsentation.
Ich habe darauf geantwortet dass ich heute sehr viel gelernt habe.
Für mich komplett neuen Ansichten und Einschätzungen trafen auf
Verständniss meinerseits.
Ich habe das Gefühl jede einzelne Person gehört und WIRKLICH verstanden
zu haben.
Das ist 1 MASSIVE WIN.
Ich verstehe warum "Reden wir halt nix am ÖGS-Tag" keine Lösung sondern
ein Teil des Problems ist. [4]
Ich versteh nun warum die Leute keine Ausnahmen beim betreten machen wollen.
(Sie haben Angst dass das dann normal wird und der Charakter des
Exklusivtages dadurch verloren geht.)
Ich kann diese Ängste gut nachempfinden.
Ich bin immer noch der Meinung dass das Konzept Exklusivtage falsch ist
und dadurch die Idee dass jemand NICHT willkommen ist,
bestärkt wird.
Doch ich kann nun besser verstehen wie es zu den unangenehmen
Konsequenzen für Anna und auch mich kam.
__Part 5__
Pause #2
In dieser Pause tausche ich mich vor dem metalab mit Leuten aus und höre
Ihre Einschätzungen.
Diese sind total unterschiedlich.
Die Einen freuen sich, die Anderen finden Alles ziemlich furchtbar,
wieder Andere steigern sich rein in Ihre eigenen Beispiele was da alles
falsch läuft.
Kurz: Die Stimmung ist aufgewühlt.
Nach der Pause geht die Feedbackrunde an mich weiter und ich weise
darauf hin dass ich auch bald mal Schluss machen möchte und heim ins
Bett muss, es ist kurz vor 9.
Ich erkläre ausführlich (noch einmal) dass ICH im Juni am Sozialplenum
einen Fehler gemacht habe.
Ich erkläre auch dass ich verstehe was das Problem ist und mir wird von
den Anwesenden ein Vorschlag unterbreitet.
Ich könne einen Keymember Workshop besuchen (der ohnehin ansteht) und
einen ÖGS-Sensibilisierungsworkshop mit Franz besuchen.
Ich finde die Vorschläge beide gut, zeige ehrliches Interesse und damit
scheinen Alle einverstanden.
Dann kam die Person zu Wort die ich am ÖGS-Tag durch mein Verhalten wohl
am meisten traumatisiert habe.
Sie (die Person (nicht die Pronomen)) erklärt noch einmal kurz worum es
ihr geht und ich höre der Dolmetschung gespannt
zu.
Am Ende des Betrags sagt sie (vermeintlich) "Ich habe bis heute keine
persönliche Entschuldigung erhalten".
Da die Person direkt neben mir sitzt, drehe ich mich zu Ihr und sage:
"Es tut mir aufrichtig Leid.
Ich wollte mich bei dir schon lange entschuldigen, aber wir waren
seither nicht zeitgleich vor Ort und mir wurde gesagt du möchtest keinen
Kontakt.
Daher habe ich irgendwann aufgehört zu versuchen dich zu erreichen.
Ich versteh warum passiert ist, was passiert ist.
Ich habe DICH in diese Rolle des Cops gedrängt auf die DU keinen Bock
hattest und ich schwöre dir, dass so etwas nie wieder passieren wird."
Kurz darauf gestikuliert sie und die Dolmetschung lässt mich wissen dass
es ein Übersetzungsfehler war und sie KEINE persönliche Entschuldigung
von mir wollte.
Oha.
Naja gut, besser sich vor versammelter Mannschaft zum Brot machen, als
eine Entschuldigung zu unterlassen die wirklich NOTWENDIG war.
__Part 6 __
Pause #3
Ich stehe in der Pause neben rainbowveggie und rede mit andern Leuten.
Als unser Gespräch zu Ende geht, drehe ich mich zu ihr und spreche sie
direkt an.
"Hej, ich hab gehört du bringst einen CoC Verstoss gegen mich vor.
Mir wurde bisher nicht gesagt worum es eigentlich geht, ist es für dich
ok, wenn wir beide kurz reden bevors weitergeht?"
Rundherum die komplette gehörlose Crew die an dem Abend da ist.
Rainbowveggie spricht Lautsprache (und ÖGS) und hat ein funktionierendes
Gehör, was unsere Kommunikation wesentlich vereinfacht.
Sie erklärt mir, dass ihr aufgefallen ist, dass ich in meinen Folien
ableistische Sprache verwende und Unwarheiten repliziere.
zB der Vorschlag einfach nicht zu reden am ÖGS Tag wäre genau sowas, da
an diesen Tagen sehr wohl gesprochen wird.
Ich begreife das SOFORT.
Natürlich, was für eine dumme Idee meinerseits.
Es geht auch darum dass ich zuvor im Chat geschrieben habe, ich rate der
ÖGS-Gruppe anwesend zu sein, da es um sie gehen wird.
Das wurde als Drohung aufgefasst.
Das tut mir auch ehrlich leid, das war von mir nicht beabsichtigt und
ist für mich jetzt auch komplett nachvollziehbar.
Aber es geht auch darum dass ich vor einigen Wochen aus dem Chat austrat
nachdem mir ein Keymember
"behindertenfeindlichkeit" attestierte, weil ich die Forderung stellte,
dass sich die ÖGS-Grupppe selbst um die Dolmetschung kümmern sollte.
Das sehe ich auch heute so, die Leute sind ja nicht geistig behindert
und können durchaus Emails schreiben und damit core@ entlasten.
Wir waren uns in der Pause einig und so wurde der vorletzte Punkt "CoC
Verstoss" schnell und schmerzlos erledigt.
Ein Keymemberworkshop und ein ÖGS-Sensibilisierungsworkshop waren
angedacht, ich hatte den Eindruck wir verstehen einander jetzt VIEL
besser als VOR dem Sozialplenum.
Reden hilft.
Vor allem wenn man sich davor überlegt WORüBER man reden sollte.
__Part 7 __
Finale
Anna hat als letzten Tagesordnungspunkt eingebracht Ihren Schlüssel
wieder zu erhalten.
Sie erklärt noch einmal dass sie den Tag nicht mehr stören wird und
einsieht warum das ein Problem war.
Sie sagt Sie würde einen Keymemberworkshop besuchen und auch einen
Sensibilisierungsworkshop, allerdings freiwillig und nicht als
Strafmasznahme.
Sie erklärt wie wichtig der Key für sie ist, da sie meistens am
Vormittag vorbeikommt um etwas zu lasern und dann wieder geht.
Dass ihr bei Schlüsselentzug auch der Zugang zum metalab entzogen wird.
Es gibt Stimmen die darauf hinweisen dass Sie ja auch ohne Key am Abend
vorbeikommen kann..
Das ist ableistisch, weil sie 2 Sätze davor GENAU darauf hingewiesen hat
dass sie genau das eben NICHT KANN.
Anna wird rausgebeten damit die Runde unter sich besprechen kann, wie
sie weiter vorgehen wollen.
Dieses Vorgehen finde ich EXTREM problematisch.
Wenn ihr etwas sagen wollt dass Ihr Anna nicht sagen wollt, sagt es
einfach nicht.
Dieses hinausschicken ist degradierend und grauslich.
Einige Wortmeldungen sind sehr inklusiv und weisen darauf hin dass Anna
gesagt hat den Tag nicht mehr stören zu wollen
und mit den Konsequenzen, die auch mir nahegelgt wurden, zufrieden ist.
Qchen merkt kurz an dass bereits _3_ Vetostimmen reichen um einen
Schlüssel nicht wieder auszustellen.
Qchen merkt weiter an, dass die Diskussion darüber also auch nicht ewig
dauern muss.
Ich denk mir: "Was hat DICH eigentlich so runiniert?"
Wir einigen uns darauf abzustimmen ob Anna einen Keymemberworkshop
besucht und danach ihren Schlüssel wieder bekommt.
Es wird hier angemerkt dass eine Keymembership mehr ist als nur ein
Schlüssel.
Keymember sein ist Verantwortung gegenüber dem Space.
Man vertritt als Keymember das metalab nach aussen und sorgt dafür dass
die Communityregeln eingehalten werden.
Es wird abgestimmt.
Von 25 Leuten stimmen 11 DAGEGEN Anna einen Schlüssel auszustellen.
Anna kommt wieder.
Die Moderation teil Ihr die Entscheidung mit.
Manche Leute erklären dass es für Sie eine Vertrauenssache ist und dass
sie Anna nicht (mehr) vertrauen.
Es wird Ihr gesagt dass sie zwar nicht rausfliegt, aber ein Schlüssel
frühestens am nächsten Sozialplenum beantragt werden kann,
nachdem Sie den Keymemberworkshop besucht hat.
Ich sehe Anna an, dass es ihr sehr schlecht geht.
Ich höre die Worte der Leute und fühle den Schmerz der in Anna dadurch
hervorgerufen wird.
Sie ist immer schon da im metalab.
Sie ist eine richtig coole Person mit den besten Ideen.
Es gab nie ersthafte Probleme mit ihr ausser "unangebrachte Diskussionen
am ÖGS-Tag".
Und jetzt schmeisst sie dieses Tribunal raus.
Einatmen.
Ausatmen.
Einatmen.
Es reicht.
Ich sehe wie in Anna etwas kaputt geht und in diesem Moment geht es
nicht nur in Anna kaputt.
Auch in mir spüre ich dass, das Vertrauen in meine Leute gebrochen ist.
Ich sehe dass mein Plan Emapthie, Mitgefühl und Nachsicht in den
Vordergrund zu stellen, gescheitert ist.
Mein Tribe hat sich dafür entschieden klare Kante und Konsequenzen zu
liefern.
Ich nehme meinen Schlüssel vom Bund.
In mir klingen die Worte nach, welche vor wenigen Minuten fielen.
"Botschafter des metalabs. Werte teilen. usw."
Ich gehe zu ripper und sage den Leuten in der Runde, dass ich sehr
enttäuscht bin.
Sie haben den Test nicht bestanden.
Es ist eine Schande was hier, an diesem Abend passiert ist und ich
schäme mich für dieses Tribunal.
Ich kann diese Wertegemeinschaft weder vertreten, noch nach Aussen tragen.
Ich kann nur mehr gehen und euch alles Gute wünschen.
Werdet freundlicher.
Werdet ehrlicher.
Werdet INKLUSIVER.
Vielleicht lest ihr das in 10 Jahren noch einmal mit anderen Augen und
könnt dann verstehen, was ihr getan habt.
Pathos: Ist das erste Glied geschmiedet, sind wir Alle in Ketten gelegt.
--------------
Curtains fall
=============
Ich lege meine Mitgliedschaft im Verein metalab zurück.
Der Austritt erfolgt zum nächstmöglichen Zeitpunkt gemäss den
Vereinsstatuten.
Das metalab war für mich einmal der allercoolste Hackspace auf Erden.
Deshalb habe ich den auch mit aufgebaut.
Zeiten ändern sich, Leute ändern sich.
So auch dieser Ort.
Während ich manche Leute im metalab-Umfeld sehr gerne habe, gibt es auch
genug Leute dort die ich nicht aushalte.
Wir waren einmal ein Anarcho-Underground Ort an dem VIELE Meinungen
aufeinander getroffen sind und man hat miteinander diskutiert
und damit den eigenen Horizont erweitert.
Da gabs auch Meinungen die heute einfach GARNICHT angehört würden, unter
anderem weil ihr diese Farce einer Hausordnung / CoC beschlossen habt.
Das war keine gute Idee und ist das Fundament der autoritären Auswüchse
von heute.
--
Das Asozialplenum hat Phantasus ausgeschlossen, der meiner Erfahrung
nach zwar oft ein bissi seltsam agiert, aber ein wirklich guter und
bemühter Mensch ist.
Seither leidet er massiv.
Soviel zu der tollen Inklusion die sich der Verein auf seine Fahnen
schreibt.
Hier ist Jede*r**s willkommen [*]
[*] Solange er/sie/es mitte zwanzig ist, bunte Haare hat, rolling
release Pronomen, Teil eines pansexuellen Polycules ist und mindestens 3
unterschiedliche Persönlichkeiten beherbergt, wovon mindestes eine
zwingend Katze oder Fuchs sein muss.
--
Mir ist bewusst dass ich an besagtem ÖGS Tag im Juni hätte fragen sollen
statt einfach reingehen und winken..
Das daraus resultierende DRAMA, hätte tatsächlich auch nicht stattfinden
müssen.
Die starren Regeln sind es, die Leute vor Ort dazu nötigen diese Regeln
dann auch zu verteidigen.
Natürlich fühlt sich die Gruppe angegriffen wenn jemand die starren
Regeln bricht.
Das liegt zum Teil an mir und zum Teil daran, dass es diese extrem dumm
formulierte Regelung überhaupt so niedergeschrieben wurde.
Im Anschluss an meinen Fehltritt im Juni, wurde mir von einem
Beteiligten erklärt:
Wenn ich einen Redebedarf reklamiere, welcher von MIR ausgeht sei das
nicht angebracht.
Jede*r hat das Recht Kommunikation abzulehnen.
Konsequenz: Ich konnte mich erst am Sozialplenum bei der direkt
betroffenen Person entschuldigen
und das auch nur wegen einem Übersetzungsfehler!
Mit diesem Kalauer schliesse ich meine Geschichte vom Verein metalab,
den ich mit aufgebaut und getragen habe.
Dem Verein der so viele Dinge zum Positiven verändert hat.
Der Verein in dem starke Freundschaften und Bünde entstanden.
Der Verein der eine Utopie war und so wie alle Utopien von vorne herein
zum scheitern verurteilt war.
Zumindest scheint es in der Retrospektive so.
Ich würde trotzdem noch einmal genau das Gleiche aufbauen, die selben
Fehler machen, den selben rotzfrechen Stuss labern und anecken und
lachen und weinen.
Das Leben ist zum lernen da.
Freundschaft.
---
[0] Auch wenn man aus den richtigen Gründen das Falsche tut, wurde am
Ende das Falsche getan.
[1] https://annavasof.net/about/
[2]
https://docs.google.com/presentation/d/1rOGVadTSuud-cPsGEJMoKDyqKKPD88JLsUQGfihOdQA/
[ORIGINAL SLIDES]
[3] TODO [Updated Slides]
[4]
https://docs.google.com/presentation/d/1rOGVadTSuud-cPsGEJMoKDyqKKPD88JLsUQGfihOdQA/edit?slide=id.g38d4efea4c1_0_10#slide=id.g38d4efea4c1_0_10
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