[Metalab] Die Elektronische Gesundheitsakte – ELGA!

Philip Poten philip.poten at gmail.com
Mon Jan 6 12:08:09 CET 2014


Am 6. Januar 2014 11:34 schrieb nomike <metalab at nomike.com>:
> Naja, wenn ein Partient beim Arzt nicht die Wahrheit über die
> Medikamente/Drogen/etc. sagt die er nimmt, dann ist er selbst schuld.

Das House'sche "everybody lies" bezieht sich nicht nur auf absichtliches
Luegen - der Patient ist in der selben Position wie ein Computerverkaeufer:
Er /weiss nicht/ dass er luegt. Das hat der Arzt zu wissen, dafuer wird er
bezahlt.

Und in der Theorie ist das ja auch so beabsichtigt, da hat man den Hausarzt,
der ueberweist einen weiter, bekommt dann die Befunde, klaert einen auf,
managed Medikamentkombinationen etc pp.

In der Praxis haben wir Hausaerzte die ueberlastet sind und wenn ein
Befund nicht automatisch daherkommt, denkt da niemand dran nachz
ufragen; Befunde werden absichtlich nicht weitergegeben, damit der
Patient zurueckkommen muss; Die Hausarztpflicht ist, obwohl ohne sie das
Gesundheitssystem sich verteuert, politisch (zum Glueck) nicht umsetzbar,
der Patient kann jedes Quartal zu einem neuen Facharzt gehen.

D.h. wir haben jetzt eigentlich ein recht teures System (weil keine
Hausarztpflicht) aber bekommen dadurch nicht die normalerweise
einhergehende bessere Leistung und hoehere Qualitaet, weil die so
generierten Befunde versanden und oft nicht zurueck zum Hausarzt
finden bzw Hausarzt gewechselt wird etc.

Das ist dumm, und ich bin froh dass wir ein verhaeltnismaessig kleines Land
sind und eine ELGA umgesetzt werden kann.

> Wenn man mit Bürgerkarte bzw. schriftlich beantragen könnte dass man
> für sich die ELGA haben will (also ein Opt-In) würde ich mich viel
> wohler fühlen.

Darueber laesst sich streiten - man koennte hier das Argument
machen dass jemand der das Opt-out Zettelwerk [1] nicht managen kann,
auch schlecht darin sein wird, Aerzten um seine Befunde hinterherzulaufen.
Ich find das halt recht nahe am "wer zu bloed ist ..." Argument, deswegen
fuehr ich lieber die Kosten unserer (recht grossen) Arztwahlfreiheit, der
Mehrfachuntersuchungen, die Qualitaet der Diagnostik etc an. Aber es ist
eine rationale Ueberlegung das opt-out zu machen, besonders in einem
oeffentlichen System.

Aber ja, am besten waer vermutlich dass jeder Teilnehmer ein klaerendes
Gespraech bekommt und sich dann entscheiden muss ob er mitmacht
oder nicht. Nur wenn mehr als die Haelfte der Oesterreicher nichtmal
regelmaessig waehlen geht ...

> Ich will jetzt keine Wetten abschließen, aber ich rechne nicht damit
> dass es lange dauert bis das System zum ersten mal Gehackt wird.

Das Problembewusstsein ist bei den Machern dieses Systems
gluecklicherweise vorhanden, und meines Wissens wird PKC unter
Patientenkontrolle eingesetzt.

Aber Nachschauen ist besser, und deshalb find ich sollten wir die Diskussion
eher in Richtung "aber wenn schon Open Source" lenken statt den
Aerztekammer Bullshit nachzukauen.

Und mal zum nachdenken: der naechste grosse Schritt fuer die persoenliche
Lebenserwartung ist individualisierte Medizin. Und entweder man sammelt
das selber alles (ich persoenlich hab nichtmal mehr meinen Staatsbuerger-
schaftsnachweis ...), oder man hat diesen Vorteil eben nicht.

Ich weiss wie viel, viel, VIEL besser ich meine Netzwerke und Server mit munin,
Icinga, Zabbix etc managen kann. Dass die Aerztekammer *gegen* bessere
Patientendaten ist ... ich will da garnicht drueber nachdenken was das
aussagt ueber diese Leute und ihren Berufsstand.

lg,
Philip

[1] http://www.elga.gv.at/index.php?id=55




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