[Metalab] Metadiskussion (Warning: contains emotions)

Helmuth Breitenfellner helmuth at breitenfellner.at
Tue Jan 15 21:57:56 CET 2013


Hallo Thomas,

Ich stimme dir zu. Wobei ich gleichzeitig auch dafür Verständnis habe, dass
gehetzt wird.

Es ist mir schon ein paar mal passiert, dass ich mir bei einer Mail auf
Interne oder Metalab
gedacht habe "*was ist das für ein Arsch?!?*". Wenn ich flotter im
Antworten wäre dann
wäre ich schon berühmter Hetzer :-)

Bei bisher jedem vermeintlichem "Arsch" habe ich nach ein bisschen
Nachdenken und
2-3 Mails später erkannt, dass es sich um einen intelligenten Menschen
handelt,
der vielleicht anders denkt als ich, aber jedenfalls jemand der **denkt**.

Wir haben alle unterschiedliche Erfahrungen, unterschiedliche Prioritäten,
unterschiedliche
Denkmuster, und da kommen dann unterschiedliche Meinungen raus.
Also ein bisschen weniger persönlich attackieren tut denke ich allen gut.
Wobei ich wie
gesagt auch Verständnis dafür habe, das kann in der Hitze des "Gefechtes"
auch
passieren. Eine Versöhnung / Entschuldigung / ... nachher kann aber auch
nicht schaden, oder?

Liebe Grüße,
Helmuth


2013/1/15 Thomas Steinbrenner <thomas at thomas-steinbrenner.net>

> Hi.
>
> Ich muss jetzt etwas loswerden.
>
> Ich war bei und nach der Genderdiskussion voller Hoffnung, dass sich
> (wenigstens) im Metalab jetzt etwas verändert.
>
> Ich war zwar gegen eine offizielle Stellungnahme des Metalabs (weil meiner
> Meinung nach der Kongress sehr emotional war, ich und viele andere nicht
> dabei waren und imo Schuldzuweisungen nichts bringen (was es implizit
> geesen
> wäre). Die Petition ist eine sehr gute Lösung.) und ich hab auch mal Gabi
> antagonisiert, weil ich auf die persönlich, anstatt auf ihr Nachricht
> reagiert habe (sry), aber ich sehe die Problematik.
>
> Ich sehe die Problematik aber nicht ausschließlich bei Sexismus, ich sehe
> die Problematik allgemein in den Umgangsformen und der Toleranz anderem
> gegenüber.
>
> Wenn Isis sagt "Schreiben wir in die Statuten/..., dass man keine Witze
> über
> Frauen machen soll/kann/darf!" dann ist mir das zu wenig. Ich finde man
> sollte keine Witze auf Kosten anderer machen. Punkt. Ich finde wir sollten
> _radikal_ anders miteinander umgehen.
>
>
> Wieso gerade ich das verlange? Ich? Einer der eher als Troll als als
> nützliches/deeskalierendes/freundliches Mitglied der Communiy wahrgenommen
> wird?
>
> Das wäre jetzt eine lange Geschichte, die ich gerne persönlich erzähle,
> aber
> die kurze Version ist:
> Ich ärgere mich nicht gerne, streite mich nicht gerne, verzweifle nicht
> gerne, bin nicht gerne depressiv. Die letzten Jahre waren für mich schwer,
> verdammt, mein ganzes Leben war nicht besonders leicht. Nur die letzten
> ein,
> zwei Jahre war ich auch zeitweise so richtig depressiv.
>
> Ich habe jetzt im November/Dezember einen sehr tollen Kurs mit ganz lieben
> Leuten und einem tollen Trainer besucht. "Ausbildung zum Trainer in der
> Erwachsenenbildung" stand drauf. Da einige der Teilnehmer aber aus dem
> AMS-Kontext kamen bzw. es in diesem anwenden wollten, ging es sehr viel um
> Kommunikation(sprobleme), unterschiedliche Landkarten, Toleranz und
> gewaltfreies Feedback geben.
> Es war sehr interessant und lehrreich und ich glaube jetzt ein besserer
> Thomas zu sein als zuvor und würde das auch gerne zeigen. Auch wenn es
> einem
> schwer gemacht wird, weil die Menschen schon ein Bild von einem haben und
> auf das veraltete vermeindliche Bild reagieren, anstatt auf die Person so
> wie sie jetzt vor einem steht, oder noch besser: Wie man sie sehen kann mit
> all ihrem Potential.
>
>
> Manchmal, wenn sich (mal wieder) jemand umbringt, oder wenn einfach nur
> Florians Todestag ist, frage ich mich "Ja, es ist tragisch und doof und
> schade und ein Verlust, aber wieviele denken darüber nach was sie verloren
> haben (sehen sich selbst als Opfer), wieviele geben irgendeinem System die
> Schuld und wieviele denken darüber nach, was sie anders gemacht hätten
> können, aber nicht _was sie anders machen werden_. Wie sie ab heute mit den
> Menschen umgehen, die sich noch nicht umgebracht haben.
>
>
> Die Wehrpflichtdiskussion ist für mich persönlich mit großem Leid behaftet.
> Mein Vater interessiert sich viel für Geschichte, ist Milizoffizier und
> engagiert sich auch privat. Bei meinen beiden Brüdern ist es ähnlich.
> Ja, ich war beim Bundesheer. Aber nicht weil ich musste, sondern weil ich
> durch meine Familie auch das Positive und Wertvolle darin sehen gelernt
> habe. Natürlich hab ich auch meine Portion Scheiß, Schikaniererei und Hass
> abbekommen (und das nicht nur von Ranghöheren, sondern auch von dem
> Bautischler, der geglaubt hat Schüler halten sich für etwas besseres und
> von
> dem Türkischstämmigen, der geglaubt hat Inländer halten sich für etwas
> besseres).
>
> Leider ist das Bundesheer ein politischer Spielball. Da werden Offiziere
> (unzurecht) entlassen, weil sie nicht gegen ihr gutes Gewissen handeln
> wollen. Da wird Sammlern/Liebhabern/Museumsbetreibern ein Strick gedreht
> und
> sie an den Rande ihrer Existenz geführt. Scheiß Politik.
>
>
> Ich bin kein FPÖ-Wähler, ich bin kein Kriegsbefürworter, Waffennarr,
> Autoritarist, Rechter oder sonstwas.
> Wenn ich glauben würde, dass es möglich wäre alle Armeen, "the
> military-industrial complex" und all das Leid, dass es auf der Welt
> deswegen
> passiert, abzuschaffen, würde ich sofort alles unterschreiben. Aber ich
> fürchte es ist nicht so einfach möglich. Ich glaube die Friedenseinsätze
> des
> Österreichischen Bundesheeres tragen etwas zu einer besseren Welt bei. Wenn
> die Soldaten den Bau einer Schule beschützen, verfeindete
> Bevölkerungsgruppen auseinanderhalten und Waffenlager aufstöbern, wie kann
> da schlecht sein? Österreich schickt keine Bomber und Drohnen und Cruise
> Missiles und Attentäter in andere Länder so wie die USA. Bitte stellt das
> nicht gleich.
>
> Und ich glaube, aus Gründen, die ich jetzt nicht zur Diskussion stellen
> will, weil ich einfach emotional einfach nicht mehr kann, dass wir leider
> auch die Wehrpflicht brauchen.
>
>
> Ich kann emotional nicht mehr. Ich halte die Hetze die teilweise betrieben
> wird nicht mehr aus.
> Wie ich geschrieben habe "An der MilAk gibt es sehr viele Offiziere, alles
> Akademiker, nette Menschen, liebevolle Familienväter mit Fotos und
> Malereien
> der Kinder an der Wand, im Zivilschutz engagiert, usw." Das passt einfach
> nicht zusammen mit den ganzen Worten die gewählt werden.
>
>
>
> Ich weiß echt nicht mehr... soll ich anfangen "fuck you, you ignorant
> asshole" zu schreien, soll ich weinen und mich verkriechen, soll ich auch
> ein Fenster einwerfen, soll ich den nächsten Hufsky machen oder können wir
> endlich diese Doppelmoral abschaffen und freundlich miteinander umgehen,
> unabhängig von Thema und politischer Überzeugung?
>
> Sagt mir was _wir_ ab sofort tun, damit es _uns allen_ besser geht. Bevor
> ich meine persönlichen Konsequenzen ziehe.
>
> Thomas
>
> ---
> Rage: omitted
>
> Zitate: omitted
>
> Heute ins Metalab gehen wollen: omitted
>
> TL;DR: DIFFERENT VIEWS AND OPINIONS ARE NOT WORTH LESS THAN YOURS BUT AS
> VALUEABLE SO STOP BEING AN ASSHOLE ABOUT YOUR VIEW OF
> HOW-EVERYTHING-SHOULD-EXACTLY-BE-DONE(tm) AND STOP TREATING OTHER PEOPLE
> LIKE SHIT. ALSO NOW GO AND READ THE REST OF THE MAIL, PRETENDING IT IS
> IMPORTANT BECAUSE YOU WROTE IT.
>
>
> _______________________________________________
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> https://lists.metalab.at/mailman/listinfo/metalab
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