[Metalab] Data Dealer: Legal, illegal, scheißegal? Provokantes Facebook-Spiel aus Wien.
sabina simonic
vandebina at rocketmail.com
Thu Mar 29 11:33:37 CEST 2012
Hallo Benko,
die Info find ich gut, vor allem gibt es immer noch zu viele Menschen,
die sich unter dem Thema nix vorstellen können.
Spürbar wird es für viele Leute, wenn ihnen klar wird wie schnell sie
unter Verdacht geraten, wir stehen schließlich ab 1.4. alle unter
Generalverdacht. Um die Geschichte mit deinem Freund noch zu
verdeutlichen könntest du noch erwähnen, dass dieser die Kosten für
Anwalt und die Richtigstellung der ganzen Misere selbst getragen hat.
Konsequenzen für die Polizei und Staatsanwaltschaft gibt es (bisher) keine.
lg,
vandebina
Am 29.03.2012 11:00, schrieb Christian Benke:
> Hi!
>
> Dieser Thread hat mich endlich mal motiviert eine Mail an meinen nicht
> so internetaffinen Familien- und Bekanntenkreis zu verschicken,
> nachfolgend der Text(Habs noch nicht weggeschickt, sagt mir bitte
> Bescheid wenns inhaltliche Fehler gibt). Vllt. kann ich ja jemanden
> motivieren dasselbe zu tun:
>
>
> Hallo!
>
> Ihr habt sicher schonmal was davon gehört - am Sonntag den 1.4. tritt
> die Vorratsdatenspeicherung(VDS) in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt sind
> alle "Anbieter von öffentlichen Kommunikationsmitteln", also
> Internetprovider, Telefonieanbieter und email-Anbieter, per Gesetz
> verpflichtet "Verbindungsdaten" im Internet für 6 Monate aufzuzeichnen
> - wer wem wann eine email geschickt hat, wer wann mit welcher
> IP-Adresse online war, wer mit wem wann telefoniert hat usw.
> Hier nochmal detaillierter:
> https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/340/Seite.34060726.html#Daten
>
> Ein guter Vergleich zu einem altmodischeren Medium wäre, wenn die Post
> bei jedem Brief und jeder Postkarte aufzeichnen müsste wer wem wann
> geschrieben hat. Lediglich das "Was", der Inhalt der Nachrichten, darf
> nicht aufgezeichnet werden.
> Stellt euch das einmal vor, ein Postbeamter der in seinem Postamt
> sitzt und eine in einer Liste aufschreibt, dass die Oma an der Adresse
> X dem Enkel an der Adresse Y am 20.12.2011 ein Paket geschickt hat.
> Oder dass der Christian am 29.3.2012 an eine grosse Gruppe von Leuten
> eine Rundschreiben versendet hat.
>
> Es kann damit auch nachvollzogen werden, wo jemand sich zu welchem
> Zeitpunkt aufgehalten hat, da sich das Mobiltelefon dieser Person im
> Sendebereich eines bestimmten Sendemastens befunden hat - ein
> vollständiges Bewegungsprofil über 6 Monate hinweg!
>
> Abgefragt werden dürfen diese gespeicherten Informationen durch die
> Polizei mit Bewilligung der Staatsanwaltschaft.
>
> Ihr könnt euch vorstellen dass diese Aufzeichnung im grossen Stil auch
> missbraucht werden kann. In Deutschland hat vor 2 Jahren ein Politiker
> einen Selbstversuch gemacht um zu sehen was mit diesen Informationen
> alles nachvollzogen werden kann, hier das Ergebnis dieses Versuchs,
> ich denke es spricht für sich selbst:
> http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-vorratsdaten
>
> Ein weiteres sehr gutes Beispiel ist der Fall eines Freundes von mir:
> Bei diesem Freund wurde Mitte Februar eine Hausdurchsuchung durch die
> WEGA und Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung
> (BVT) durchgeführt.
> Er ist Systemadministrator und hat entsprechend tiefgehendes
> technisches Wissen, über das er auch häufig im Internet schreibt.
> Weiters hat er mal in Tulln gelebt und bei einer Firma gearbeitet in
> der er Zugang zum Zentralen Melderegister hatte.
> Gleichzeitig gibt es ja seit einiger Zeit in Österreich eine
> Hackergruppe namens "AnonAustria", nach der schon länger gefandet
> wird. Diese haben unter anderem Informationen aus dem Zentralen
> Melderegister veröffentlicht. In einem Internet-Chat wurde von
> jemandem erwähnt, dass der angebliche Anführer dieser Gruppe aus Tulln
> kommt.
>
> Die Polizei hat jetzt online recherchiert, ist dabei auch auf meinem
> Freund gestossen(Der im Internet seit vielen Jahren sehr aktiv ist und
> entsprechend viele Spuren hinterlassen hat).
> Sie haben (vermeintlich) 1+1 zusammengezählt und der
> Staatsanwaltschaft glaubhaft vermittelt, dass der Freund der
> "Anführer" dieser Hackergruppe ist(Auch wenn die Indizienkette absolut
> bei den Haaren herbeigezogen ist).
> Nachdem die Hausdurchsuchung ergebnislos war und klar wurde, dass er
> nicht die gesuchte Person ist, musste die Anklage nach nur 2 Wochen
> wieder fallen gelassen werden. Alle Details dazu hat mein Freund
> online gestellt, es haben auch mehrere Medien(Auch der ORF) darüber
> berichtet und die Grünen haben zu dem Fall eine parlamentarische
> Anfrage gestellt: http://huntinganonaustria.imgur.com/
>
> All das ist bereits geschehen noch bevor die VDS eingeführt wurde, nur
> durch Recherchen im Internet - nun stellt euch einmal vor was alles
> möglich wird wenn erst alle Bewegungsdaten aufgezeichnet werden - Du
> bist zur falschen Zeit am falschen Ort und schon bist Du verdächtig.
> Oder wenn Du einen korrupten Beamten hast, oder einen korrupten
> Mitarbeiter bei einem Internetprovider. Die Möglichkeiten die die VDS
> für Missbrauch eröffnet sind unvorstellbar!
>
> Auch wenn bei dem Fall mit meinem Freund nichts rausgekommen ist und
> letztlich seine Unschuld festgestellt wurde - er hat sich mit dem
> Thema wochenlang beschäftigen müssen, und noch schlimmer wärs gelaufen
> wenn die Unschuld erst in einem Gerichtsverfahren festgestellt worden
> wäre(Wie beim Tierschützerprozess oder mglw. auch beim laufenden
> Verfahren gegen 4 politisch unbequeme Studenten der unibrennt-Bewegung
> - http://fm4.orf.at/stories/1695646/).
>
> Auch in anderen europäischen Ländern ist die Einführung der VDS
> vorgeschrieben, in Deutschland wurde diese Einführung durch ein Urteil
> des Verfassungsgerichtshofes einstweilig gestoppt.
>
> Das das Ganze auch eine Menge Geld kostet ist da fast schon
> nebensächlich, 15 Millionen Euro pro Jahr dürfen wir für unsere eigene
> Überwachung bezahlen:
> http://diepresse.com/home/techscience/hightech/744348/Was-die-Vorratsdatenspeicherung-kostet
>
> Es läuft seit ein paar Monate eine BürgerInneninitiative bei der
> bisher 80.000 Bürger unterschrieben haben. Es ist auch möglich diese
> online zu unterschreiben, man muss dafür nicht ins Gemeindeamt gehen.
> Die Details dazu findet ihr hier: https://zeichnemit.at/
>
> Vllt. könnt ihr diese Information auch in eurem Bekanntenkreis
> weitergeben, ihr habt vllt. Kontakte die nicht von selber auf diese
> Informationen stossen oder sich nicht so intensiv im Internet bewegen
> um darüber zu erfahren(Und auch Menschen die das Internet nicht
> intensiv nutzen betrifft das, da ja auch die Verbindungsdaten aus der
> Mobiltelefonie von der VDS erfasst werden).
>
> Danke fürs Durchlesen dieser langen Mail!
>
> LG
> Christian
>
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