[Metalab] (kunst - kultur) VS. (kunst vs kultur)
eSeL
esel at esel.at
Mon Dec 5 16:47:19 CET 2005
Hallo,
Erstens: ich bin auch auf dieser liste. Und lese sie mit grosse
Begeisterung, weil der Enthusiamus und das vorhandene Wissen spürbar ist.
Möchte mich derzeit auch nicht allzu sehr einmischen, weil ich denke
dass gerade dieser Prozess auch für Euch – aber auch für netznetz - zur
Profilfindung beitragen wird.
Ich wollte eigentlich nur zur (jetzt Euch bei Euch kursierenden Kunst
vs. Kultur –Debatte ) schon deponieren, dass netznetz zwar wohl aus dem
Fördertopf für Kunst- und Kulturarbeit kommt, aber durchaus angedacht
war – und ist- , dass auch Netzaktivismus und Netzkultur (as derzeit
opposed to: Netzkunst) davon Kohle holen soll.
Hierzu hab ich schon mal was an FX gepostet:
http://listen.esel.at/pipermail/liste/2005-November/002142.html
Das soll Euch aber nicht davon abhalten, eigenständig zu überlegen, wie
Metalab a) Förderung egenüber steht und b) wie Euch Förderungen und
deren Töpfe für Metalab prinzipiell regeln werdet.
<neid> Jedenfalls geht Ihr – weitaus koordinierter vor als „wir“ damals
und auch noch heute bei netznetz. </neid>
--
Ich bitte Euch nur - bei aller Euphorie - darum, nicht in den Reflex des
„Die-Künstler-wollen-uns was wegnehmen und tun dann unsere Ideen
vermarkten“ zu verfallen.
Auch wenn das beim Sich-seiner-eigenen-Identität-Versichern hilft,
erinnert mich derlei Argumentation leider irgendwie an Herrn Strache.
Ich glaube, NUR über einen wie-auch-immer-gearteten
Kommunikationsprozess können zB die Bedingungen dieser
„Multi-Kunst-Kulti“-Koexistenz ausgehandelt werden, ohne dass die
Netzkünstler Euch Eure Ideen nur abkupfern (falls sie das wirklich tun
bzw. wenn sie das überhaupt können), und wir eben NICHT drüber reden,
wie das kohletechnisch und attributionmässig zu handeln wäre. Oder noch
besser: wie gemeinsame projekte aussähen.
Die vielpunzierten künstlerInnen (zumindest ich, und ich stamme eher aus
dieser kü...-ecke, auch wenn ich den meine arbeit echt nicht in
repräsentations-verwertung sehe) versuchen eigentlich beim
Zusammenarbeiten - trotz akuter Wissens- und Sozialisationsdefizite !!!-
FAIR miteinander umzugehen.
ganz simpel: weils viel zu lernen gibt. Und weil man eigentlich weiter
von einander lernen, bzw. gemeinsam weiterkommen will, statt es sich
deppat zu verscherzen.
(superplattes beispiel: ich verwende creative commons erst seit ich sie
bei netznetz festival kennen gelernt hab - und trage es weiter. - ich
glaube das betrifft sehr wohl den "Freies Wissen"-thread der derzeit bei
Euch läuft)
Ja, in den Augen vieler Programmierer sind diese eigenartig, chaotischen
Wesen, die ohne allzu viel Struktur eigenwillige, komische Dinge tun und
mitunter hervorbringen, offensichtlich leicht als unbrauchbare
„Vollidioten“ zu brandmarken - wie ich es hier schon mal lesen musste.
Wenn Euch deren Gefilde total wurscht sind, kann ich das verstehen, wenn
irgendwer dorthin nicht verbreitern will auch, aber warum dann von
aussen hinkläffen? das versteh ich dann doch nicht.
Ihr könnt den "Künstlern" ruhig zutrauen, dass die sich bemühen, "the
right thing" zu machen, und die überlappen sich mit Euren Idealen
mitunter sehr. lasst Euch da von einem umstrittenen Fördertopf nicht
blenden, schon gar nicht, wenn ausgerechnet an dem die Grenzen der
kompetenzen der künstlerInnen sichtbar werden.
wenn ich Euch von KünstlerInnen schreiben lese, und dabei schmerzlich
bemerke, wie geschickt und pragmatisch zB Programmierer/innen in der
Koordination und Organisation von Arbeits- und Entscheidungsprozessen
sind, und netznetz TROTZDEM nicht davon profitieren konnte, so frage ich
mich, ob Ihr Euch genauso fühlt, wenn Ihr den Netzkünstlern beim "viel
Schwafeln" oder vermeintlich so geschickten Geldaufstellen nur
zuschaut, und glaubt nix davon zu haben. (Do you get my point?!??!!)
--
Die KünstlerInnen (wieder so ne falsche Festschreibung von einem
vermeintlichen Allgemeinbegriff) bemühen sich halt mit Ihrem Wissen,
Träumereien und ja auch Kompetenzen zu überleben und das Richtige zu tun
(und mitunter ist das halt das Gestalten von Repräsentationsschemata,
die zB in oben geschilderten Kunstmärkten funktionieren, aber mitunter
halt auch andere Gesellschaftsteile erreichen als zB die Coding
Communities)
Ja, ich glaube auch, dass Idealismusmässig in den Netzkulturen die dem
Aktivismus oder „Coding“ (keine ahnung wie man das richtig bezeichnen
soll) echt viel los ist, mitunter mehr als in festgefahrenen
Kunstfunktionärsbahnen (ich komme urspr. aus dem Bereich der Bildenden
Kunst – und da ist wirklich alles erstarrt).
Aber ein generellese Gut/schlecht-Schema sehe ich nicht, schon gar nicht
angesichts einer Generation, die gerade erst dabei ist, sich ihre Bahnen
erst zu erschaffen!!!!!!!!!!!!!! Ich sehe eher ein Nebenher und
(unvermeidlich) wachsendes Miteinander mit Überlappungen und
Schnittstellen, das jedeR produktiv für sich und zunehmend gemeinsame
Ziele nutzt.
Ob Du da bei einem Projektpartner an ein Arschloch gerätst, der Dich
ausbeutet oder ein inkompetenter Trottel ist, kann Dir mE unabhängig von
dessen Feld-Zuweisung passieren – und mit dem / der wirst Du Dich doch
hüten, je wieder ein Projekt zu machen!
- -
Bin jedenfalls froh, dass zB Andreas Trawöger bei netznetz zB zu Voting
und Entscheidungsfindung immer wieder einbringt– oder auch: dass via
quintessenz leichter tue leute was fragen zu können, ohne gleich in
Grund und Boden zu versinken.
- und ich habe mir gerade in diesen Organisations-Belangen Inputs immer
gewünscht – Ich hoffe, dass Ihr bei den Workshops vom Symposium dabei
sein werdet – wo ich auch versuche, die bisherigen organisatorischen
Versäumnisse von netznetz zu strukturieren.
Workshop Überblick:
http://listen.esel.at/pipermail/liste/2005-December/002306.html
Meine fragen zu meinem workshop:
http://netznetz.net/wiki/index.php/NNOrganisation
!!!! Gerade Vorschläge für einen Modus zur Entscheidungsfindung täte ich
bitter brauchen!, hätte da jemand Lust beim Workshop einen Vortrag zu
halten bzw. mitzuwirken???
lg
eSeL
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