[Metalab] Metadiskussion (Warning: contains emotions)

Thomas Steinbrenner thomas at thomas-steinbrenner.net
Tue Jan 15 19:30:20 CET 2013


Hi.

Ich muss jetzt etwas loswerden.

Ich war bei und nach der Genderdiskussion voller Hoffnung, dass sich
(wenigstens) im Metalab jetzt etwas verändert.

Ich war zwar gegen eine offizielle Stellungnahme des Metalabs (weil meiner
Meinung nach der Kongress sehr emotional war, ich und viele andere nicht
dabei waren und imo Schuldzuweisungen nichts bringen (was es implizit geesen
wäre). Die Petition ist eine sehr gute Lösung.) und ich hab auch mal Gabi
antagonisiert, weil ich auf die persönlich, anstatt auf ihr Nachricht
reagiert habe (sry), aber ich sehe die Problematik.

Ich sehe die Problematik aber nicht ausschließlich bei Sexismus, ich sehe
die Problematik allgemein in den Umgangsformen und der Toleranz anderem
gegenüber.

Wenn Isis sagt "Schreiben wir in die Statuten/..., dass man keine Witze über
Frauen machen soll/kann/darf!" dann ist mir das zu wenig. Ich finde man
sollte keine Witze auf Kosten anderer machen. Punkt. Ich finde wir sollten
_radikal_ anders miteinander umgehen.


Wieso gerade ich das verlange? Ich? Einer der eher als Troll als als
nützliches/deeskalierendes/freundliches Mitglied der Communiy wahrgenommen
wird?

Das wäre jetzt eine lange Geschichte, die ich gerne persönlich erzähle, aber
die kurze Version ist:
Ich ärgere mich nicht gerne, streite mich nicht gerne, verzweifle nicht
gerne, bin nicht gerne depressiv. Die letzten Jahre waren für mich schwer,
verdammt, mein ganzes Leben war nicht besonders leicht. Nur die letzten ein,
zwei Jahre war ich auch zeitweise so richtig depressiv.

Ich habe jetzt im November/Dezember einen sehr tollen Kurs mit ganz lieben
Leuten und einem tollen Trainer besucht. "Ausbildung zum Trainer in der
Erwachsenenbildung" stand drauf. Da einige der Teilnehmer aber aus dem
AMS-Kontext kamen bzw. es in diesem anwenden wollten, ging es sehr viel um
Kommunikation(sprobleme), unterschiedliche Landkarten, Toleranz und
gewaltfreies Feedback geben.
Es war sehr interessant und lehrreich und ich glaube jetzt ein besserer
Thomas zu sein als zuvor und würde das auch gerne zeigen. Auch wenn es einem
schwer gemacht wird, weil die Menschen schon ein Bild von einem haben und
auf das veraltete vermeindliche Bild reagieren, anstatt auf die Person so
wie sie jetzt vor einem steht, oder noch besser: Wie man sie sehen kann mit
all ihrem Potential.


Manchmal, wenn sich (mal wieder) jemand umbringt, oder wenn einfach nur
Florians Todestag ist, frage ich mich "Ja, es ist tragisch und doof und
schade und ein Verlust, aber wieviele denken darüber nach was sie verloren
haben (sehen sich selbst als Opfer), wieviele geben irgendeinem System die
Schuld und wieviele denken darüber nach, was sie anders gemacht hätten
können, aber nicht _was sie anders machen werden_. Wie sie ab heute mit den
Menschen umgehen, die sich noch nicht umgebracht haben.


Die Wehrpflichtdiskussion ist für mich persönlich mit großem Leid behaftet.
Mein Vater interessiert sich viel für Geschichte, ist Milizoffizier und
engagiert sich auch privat. Bei meinen beiden Brüdern ist es ähnlich.
Ja, ich war beim Bundesheer. Aber nicht weil ich musste, sondern weil ich
durch meine Familie auch das Positive und Wertvolle darin sehen gelernt
habe. Natürlich hab ich auch meine Portion Scheiß, Schikaniererei und Hass
abbekommen (und das nicht nur von Ranghöheren, sondern auch von dem
Bautischler, der geglaubt hat Schüler halten sich für etwas besseres und von
dem Türkischstämmigen, der geglaubt hat Inländer halten sich für etwas
besseres).

Leider ist das Bundesheer ein politischer Spielball. Da werden Offiziere
(unzurecht) entlassen, weil sie nicht gegen ihr gutes Gewissen handeln
wollen. Da wird Sammlern/Liebhabern/Museumsbetreibern ein Strick gedreht und
sie an den Rande ihrer Existenz geführt. Scheiß Politik.


Ich bin kein FPÖ-Wähler, ich bin kein Kriegsbefürworter, Waffennarr,
Autoritarist, Rechter oder sonstwas.
Wenn ich glauben würde, dass es möglich wäre alle Armeen, "the
military-industrial complex" und all das Leid, dass es auf der Welt deswegen
passiert, abzuschaffen, würde ich sofort alles unterschreiben. Aber ich
fürchte es ist nicht so einfach möglich. Ich glaube die Friedenseinsätze des
Österreichischen Bundesheeres tragen etwas zu einer besseren Welt bei. Wenn
die Soldaten den Bau einer Schule beschützen, verfeindete
Bevölkerungsgruppen auseinanderhalten und Waffenlager aufstöbern, wie kann
da schlecht sein? Österreich schickt keine Bomber und Drohnen und Cruise
Missiles und Attentäter in andere Länder so wie die USA. Bitte stellt das
nicht gleich.

Und ich glaube, aus Gründen, die ich jetzt nicht zur Diskussion stellen
will, weil ich einfach emotional einfach nicht mehr kann, dass wir leider
auch die Wehrpflicht brauchen.


Ich kann emotional nicht mehr. Ich halte die Hetze die teilweise betrieben
wird nicht mehr aus.
Wie ich geschrieben habe "An der MilAk gibt es sehr viele Offiziere, alles
Akademiker, nette Menschen, liebevolle Familienväter mit Fotos und Malereien
der Kinder an der Wand, im Zivilschutz engagiert, usw." Das passt einfach
nicht zusammen mit den ganzen Worten die gewählt werden.



Ich weiß echt nicht mehr... soll ich anfangen "fuck you, you ignorant
asshole" zu schreien, soll ich weinen und mich verkriechen, soll ich auch
ein Fenster einwerfen, soll ich den nächsten Hufsky machen oder können wir
endlich diese Doppelmoral abschaffen und freundlich miteinander umgehen,
unabhängig von Thema und politischer Überzeugung?

Sagt mir was _wir_ ab sofort tun, damit es _uns allen_ besser geht. Bevor
ich meine persönlichen Konsequenzen ziehe.

Thomas

---
Rage: omitted

Zitate: omitted

Heute ins Metalab gehen wollen: omitted

TL;DR: DIFFERENT VIEWS AND OPINIONS ARE NOT WORTH LESS THAN YOURS BUT AS
VALUEABLE SO STOP BEING AN ASSHOLE ABOUT YOUR VIEW OF
HOW-EVERYTHING-SHOULD-EXACTLY-BE-DONE(tm) AND STOP TREATING OTHER PEOPLE
LIKE SHIT. ALSO NOW GO AND READ THE REST OF THE MAIL, PRETENDING IT IS
IMPORTANT BECAUSE YOU WROTE IT.





More information about the Metalab mailing list