[Metalab] CERN und Österreich

Karin Kosina kyrah at kyrah.net
Sat May 9 15:32:37 CEST 2009


Ich habe soeben beiliegenden Brief an Dr. Hahn geschrieben.

Wem die Sache wirklich am Herzen liegt, dem empfehle ich, das ebenfalls
zu tun. (Eine Flut von Briefen bestürzter Bürger wird mehr Bedeutung 
haben als eine Online-Petition.)

LG, kyrah 

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>From kosina at cg.tuwien.ac.at Sat May  9 15:29:44 2009
Date: Sat, 9 May 2009 15:29:44 +0200
From: Karin Kosina <kosina at cg.tuwien.ac.at>
To: Johannes Hahn <johannes.hahn at bmwf.gv.at>
Subject: CERN-Austritt
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Sehr geehrter Herr Bundesminister,

  Ich möchte auf diesem Wege meine Bestürzung darüber zum Ausdruck
bringen, dass Sie einen Austritt Österreichs aus dem CERN-Programm
planen.

Mit größtem Respekt erlaube ich mir, Sie zu ersuchen, in dieser
Frage noch einmal den Rat der vielen namhaften österreichischen 
Experten auf diesem Gebiet einzuholen, z.B. meiner Kollegen an der 
Technischen Universität Wien, der Akademie der Wissenschaften, oder
jeder anderen Universität in unserem Land. Die Konsequenzen dieser
Entscheidung sind viel weitreichender als es auf den ersten Blick
scheinen mag. 

Ich verstehe Ihre Situation und bin mir der Notwendigkeit bewusst, 
mit den vorhandenen Forschungsmitteln sorsam umzugehen. Gerade der 
Beitrag zu der historischen Arbeit am CERN ist aber von unschätzbarer 
Wichtigkeit!

Die Bedeutung dieser Forschung in wissenschaftlicher Hinsicht ist von
meinen Kollegen aus dem Bereich der Physik bereits umfassend und besser
als ich es könnte dargelegt worden. (Ich verweise z.B. auf den offenen
Brief von Prof. Dr. Herbert Pietschmann.) Ich möchte deshalb nur noch 
auf Aspekt hinweisen, der mir von besonderer Wichtigkeit scheint:

Wir sind in der Welt der Wissenschaft an einem Punkt angelangt, an 
dem nur durch das Zusammenspiel der Nationen grundlegende Fortschritte
möglich sind. In diesem Sinne ist das CERN nicht nur ein Forschungs-
zentrum von wissenschaftlichem Interesse sondern ein Symbol für den
europäischen Gedanken von Kooperation und gegenseitiger Bereicherung.
Möchten Sie wirklich das Signal senden, dass die Idee des *gemeinsamen*
Strebens nach Erkenntnis über die Natur der Dinge für Österreich keine
Bedeutung hat?

Als Wissenschaftlerin, die gebannt die Forschungen am CERN verfolgt,
und als Bürgerin, der der Ruf Österreichs in der internationalen
Community am Herzen liegt, appelliere ich deshalb an Sie, diesen 
Schritt nicht zu tun. 

Wahre Stärke zeigt sich darin, das Richtige zu tun, auch wenn man 
dafür einen Irrtum eingestehen muss. Ich weiß, dass Sie diese Stärke 
haben und dass es Ihnen am Herzen liegt, die beste Lösung zu finden. 

Daher verbleibe ich bestürzt aber doch hoffnungsvoll,

Ihre
Karin Kosina

-- 
DI(FH) Karin Kosina
Institut für Computergraphik und Algorithmen
Technische Universität Wien




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