[Metalab] Fwd: Vortrag von Drehli Robnik zu "Die Fälscher" /Depot, Wien, 2. Juni
das ende der nahrungskette
jg at monochrom.at
Tue May 27 15:24:05 CEST 2008
>From: Drehli Robnik <robnik at monochrom.at>
>Subject: Vortrag von Drehli Robnik zu "Die Fälscher" /Depot, Wien, 2.
> Juni
>X-FromIP: 86.32.106.99
>
>******* Crossposting ist das Spammen der Armen. *******
>
>Liebe Hochinteressierte,
>
>untenstehend die Ankündigung eines Vortrages,
>den ich am kommenden Montag im Depot zu Wien halten werde.
>
>Es grüßt
>
>der Drehli
>**********
>
>Montag, 2. Juni, 19 Uhr Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3
>
>Massenmord als blinder Fleck der Wissensökonomie
>Zur Geschichtsvermittlung durch Stefan Ruzowitzkys Film "Die Fälscher"
>
>Vortrag von Drehli Robnik
>
>Seit seiner Premiere bei den Berliner
>Filmfestspielen 2007 und insbesondere im
>Anschluss an die Verleihung des "Auslands-Oscar"
>2008 wurde "Die Fälscher", Stefan Ruzowitzkys
>Film über die von der SS betriebene
>Geldfälscherwerkstatt im Konzentrationslager
>Sachsenhausen, im Rahmen öffentlicher Diskurse
>evaluiert, die im wesentlichen auf zwei Bahnen
>verlaufen: Zum einen ist die Rede von der
>notwendigen Förderung des
>Filmwirtschaftsstandorts Österreich und den
>Chancen seiner international vergleichsfähigen
>Produkte auf dem Weltmarkt; zum anderen wird
>Ruzowitzkys Film als konsensträchtige Form von
>Geschichtsvermittlung gefeiert und, zumal im
>Rahmen der vom Unterrichtsministerium
>finanzierten Aktion "Kino macht Schule", als
>praktikables Lehrmittel und Medium für das
>Outsourcing historischer Wissensvermittlung
>genutzt. Dabei fällt auf, wie das Thema von "Die
>Fälscher" die Umsetzung
>vernichtungsrassistischer
>nationalsozialistischer Politik und die
>Möglichkeiten von Widerstand gerade in der
>Nobilitierung des Films in einer Weise
>ausgewertet wird, die dessen Ausblendung nahekommt.
>
>Angesichts der Deutungshegemonie von
>Kulturpatriotismus, Österreichmarketing und
>Bildungskrisenbewältigung bringt mein Vortrag
>einige Einsprüche vor. Dass Ruzowitzkys Film in
>den genannten Zugriffsformen nicht aufgeht, ist
>womöglich schon darin angelegt, dass er diese
>selbst zu Perspektiven seiner
>Geschichtsvermittlung im Blick auf den Holocaust
>macht: Geht es doch anhand der Fälscherwerkstatt
>im KZ gerade um einen (im Rahmen eines
>"Heimatschutzprojekts" fungierenden)
>Kreativwirtschaftsstandort, dessen
>motivationspsychologischer Kontrolle das Problem
>des Wissens entgegensteht das Problem der
>Kenntnis der ausgewählten Wissensarbeiter vom
>Massenmord an den Unerwünschten und
>Überflüssigen, der rund um sie herum hinter
>Zäunen abläuft. Um diese Punkte zu verdichten,
>wird der Vortrag Begriffe zur Beziehung von Kino
>und Postfordismus, sowie zur Geschichtlichkeit
>des Films zum Einsatz bringen, und überdies auf
>die Figuration des NS-Massenmordes in
>Ruzowitzkys früheren Regiearbeiten eingehen.
>
>nach dem Vortrag Diskussion mit Ingo Zechner (Historiker und Philosoph)
>
>Drehli Robnik, Historiker, Filmwissenschaftler,
>Key Researcher am Ludwig Boltzmann-Institut für
>Geschichte und Gesellschaft zum Thema
>"Geschichtlichkeit des Films anhand von
>Hollywoods (Re-)Visionen des Zweiten
>Weltkrieges"; lehrt an der Universität Wien,
>Masarykova Univerzità Brno, Universität für
>Angewandte Kunst; Publikationen zu Theorie und
>Ästhetik des Films, insbesondere Film und
>Nationalsozialismus, Film und
>Geschichte/Politik, Kino und Krieg, Horrorfilm;
>gelegentlich Filmkritiker, Disk-Jockey und Edutainer; "lebt" in Wien-Erdberg.
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