[Metalab] Aw: Vereinsgesetz hacken

Andreas.Trawoeger at wgkk.at Andreas.Trawoeger at wgkk.at
Fri Nov 25 17:43:47 CET 2005


Hallo!

Beschäftige mich in letzter Zeit sehr intensiv mit Demokratiemodellen und
demokratischen Entscheidungsprozessen:

Eines der Probleme, welches oft unterschätzt wird ist die Tatsache, dass es
nicht ein demokratisches Modell gibt, sondern mehrere, die alle ihre Vor
und ihre Nachteile haben.

Freie Software ist ein klassisches Bespiel einer partizipativen Demokratie.
Wo man sich beteiligt in dem man etwas tut und einem niemanden verbieten
oder befehlen kann, was man tut. Gleichzeitig ist die aktive Beteiligung
die einzige Möglichkeit sich an einer Entscheidungsfindung zu beteiligen (=
Show your code Prinzip). Wodurch jedoch Leute die schlechte Ideen umsetzen
können oft die Personen dominieren, welche bei guten Ideen nicht wissen wie
sie umgesetzt werden sollen.

Das Vereingesetz ist ein klassisches Bespiel einer repräsentativen
Demokratie. Bei der die Macht & Entscheidungsbefugnisse der einzelnen
Mitglieder an einen Vorstand delegiert werden. Dadurch beschränkt sich aber
die Entscheidungsbefugnisse des einzelnen Mitglieds auf die Wahl der
Personen des Vorstandes und auf Anträge bei der Generalversammlung.

So lange sich alle beteiligten Personen sich persönlich kennen und
verstehen ist das alles halb so schlimm. Aber ab einer gewissen Größe
bekommen die Mitglieder mit, dass sie eigentlich kaum etwas zu sagen, was
zu entsprechenden Revolten bei der Generalversammlung führt (sie z.B.
Wiener Grüne & Basisdemokratie, oder die aktuelle Diskussion im FFII über
die Person von Hartmut Pilch).

Die Grundentscheidung die ansteht  lautet daher: Nehmen wir für MetaLab ein
Standard Statut, weil wir einen Verein brauchen und machen uns die
wirklichen Spielregeln persönlich untereinander aus bzw. legen wir sie im
Wiki fest, oder schreiben wir von Anfang an ein Statut, welches unseren
Regeln entspricht ?

Ich wäre für zweiteres, vor allem wäre ich für ein Statut, welches nicht
nur festlegt, welche Rechte der Vorstand hat, sondern auch festlegt, welche
Dinge ein Mitglied entscheiden darf, ohne dafür jedesmal die Erlaubnis des
Vorstandes einholen zu müssen.

Im Standard Statut und ihn den bisher vorgeschlagenen Statuten (VIBE,
Funkfeuer), haben die Mitglieder nur das Recht die Veranstaltungen des
Vereins zu besuchen. Als einziges Entscheidungsrecht steht ihnen das aktive
& passive Wahlrecht bei der Generalversamlung zu, was bedeutet das
Partizipation im Sinne von: Wer etwas macht, darf auch entscheiden, was und
wie er etwas tut, zumindest vom Statut her nicht vorgesehen sind. Sondern
rein vom Statut her das klassische Delegations Ping Pong vorgesehen ist
(Ich habe das Recht den Vorstand zu fragen, ob ich etwas tun darf. Worauf
mir der Vorstand sagt, wie ich es zu tun habe und mit gnadenhalber dessen
Durchführung gestattet).

Mit ein paar Paragraphen im Sinne von: Ein Mitglied darf über das
Vereinsvermögen in der Höhe seines Mitgliedbeitrag verfügen, soferne die
Ausgabe dem Verein direkt zugute kommt oder in dessen Vermögen übergeht.
Oder ein Mitglied des Vereines darf im Namen des Vereins aktiv werden, wenn
dem Verein dadurch keinerlei finanziellen oder rechtlichen Verpflichtungen
entstehen, könnte man den repräsentativen (=Machtdelegation) Charakter des
Vereinsgesetz ziemlich aushebeln und einen viel stärker auf aktiver
Partizipation ausgerichteten Verein auf die Beine stellen.

Meine persönliche Erfahrung bzw. Erkenntnis ist, dass je mehr Rechte die
einzelnen Mitglieder haben, desto mehr fühlen sie sich für den Gesamterfolg
verantwortlich und übernehmen persönliche Verantwortung. Je weniger Rechte
sie haben, desto mehr erwarten sie von den Führungspersönlichkeiten und
putschen wen diese ihre Ideen nicht umsetzen (ohne selbst auf die Idee zu
kommen etwas selbst zu machen).


Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratie
http://de.wikipedia.org/wiki/Partizipative_Demokratie
http://de.wikipedia.org/wiki/Repr%C3%A4sentative_Demokratie

Anbei noch meine NetzNetz / Mana Folien zu dem Thema.


cu andreas


metalab-bounces at lists.metalab.at schrieb am 25.11.2005 14:44:06:

> Otmar Lendl wrote:
> > fyi, wir haben das in leicht anderem kontext vor 4 jahren gemacht und
> > kamen auf http://vibe.at/verein/statuten.html, was sich im groben
> > und ganze bewaehrt hat.
> >
> > Da abzuschreiben mag auch sinn machen.
>
> Sieht nach ner guten Basis aus. Das meiste passiert gerade im Wiki, und
> nicht auf der Liste, und ich werd das auch von dort mal verlinken.
>
> Bin auch gespannt was Andreas für Variationen im Sinn hat.
>
> Gruss
> Paul
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> http://lists.metalab.at/mailman/listinfo/metalab
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